Flagge zeigen

Jeder hat das Recht auf ein eigenes Wappen und auf eine eigene Flagge oder Fahne. An der Ausarbeitung eines Wappens arbeite ich noch.  Es soll ja ein Sinnbild darstellen und Elemente enthalten die für die eigenen Werte stehen. Aber eine eigene Fahne habe ich schon. Und die hat auch eine Entstehungsgeschichte. In den Jahren 1978 und 1979 war ich Teilnehmer am neugeschaffenen Markenpokal von YAMAHA. Deutschlandweit starteten 50 Fahrer auf baugleichen Motorrädern unter einem strengen Reglement. Kurz gesagt: Es durften keine leistungssteigernden Maßnahmen durchgeführt werden um Chancengleichheit durch identisches Maschinenmaterial herzustellen. Der beste Fahrer sollte gewinnen – nicht der Fahrer mit dem stärksten Motorrad. So wurden 1978 8 Rennen, darunter zwei Bergrennen (Schauinsland und Schotten) gefahren und anlässlich des Großen Preises von Deutschland, dem Lauf zur Weltmeisterschaft, das Rennen in der „Grünen Hölle“, dem großen Kurs, der sog. Nordschleife des Nürburgringes. Am Ende dieser Saison war ich Vizemeister des YAMAHA XS400-Cups. Eine Besonderheit bei diesen Rennen, auch damit das Publikum die harten Positionskämpfe besser einordnen konnte wer da mit wem kämpft, erhielten nach dem ersten Rennen der nun Gesamtdritte in den Punkterängen eine schwarze Lederkombi, der Gesamtzweite eine rote Lederkombi und der nun die Wertung anführende Fahrer eine goldene Lederkombi. Das waren die Farben der bundesrepublikanischen Fahne. Allerdings ist bei dieser Fahne die Reihenfolge genau umgekehrt. Hier ist Gold ganz unten. Unten steht für die Vergangenheit (goldene Zeit 1933-1939??),  die Farbe darüber für die Gegenwart (oder 1939-1945 = blutiger Kampf des Deutschen Volkes, deshalb rot ???)und die oberste Farbe (schwarz) steht für die Zukunft (1945 bis ??? - ???). Das aber ist eine mögliche (dafür stehen die vielen Fragezeichen) Interpretation. Die übrigen Fahrer fuhren die Lederkombi  in den YAMAHA-Farben weiß-rot-blau. Diese Kombi erhielten alle Fahrer maßgeschneidert von der Fa. FLM, einem deutschen Lederkombifabrikanten aus der Eifel. Im Jahre 1978 fuhr ich bereits im 3. Rennen die goldene Kombi, aber ich erhielt auch noch maßgeschneidert die rote und die schwarze Kombi. Diese rote Kombi fuhr ich auch in den beiden letzten Rennen der  Saison 1978.  Auch  im Jahr 1979 durfte ich am YAMAHA XS-400-Castrol-Erzquel-Cup mit der Startnummer 48 teilnehmen. Weil es mehr Bewerber als Startplätze (auf 50 begrenzt) waren entschied das Los. Damit hatte ich also großes Glück als 48. ausgelost worden zu sein. 1979 waren es nunmehr 10 Rennen. Auch am Ende diesen Jahres hatte ich 4 Rennkombis maßgeschneidert dazubekommen. Die letzten Rennen fuhr ich jedoch in Gold. Schon vor dem letzten Rennen stand  ich als Gesamtsieger fest. 91 Punkte hatte ich auf meinem Konto. Der Vizemeister hatte 71Punkte.  Für den Sieg gab es 15Punkte,  der Zweite eines Rennens erhielt 12 Punkte, der Dritte 10 und der 10. noch einen Punkt . Preisgeld gab es auch noch. Für den 1. Platz eines Rennes gab es 300DM, für den 2. Platz 280DM und der 10. Erhielt dann noch 10DM.

Am Jahresende kam es dann aber üppig. Cupitalsiten halt. 1978 erhielt ich 2.800DM für den Vizemeistertitel. Dafür kaufte ich mir eine  Weiler-Mechanikerdrehbank, eine Flott-Ständerbohrmaschine, Lagerregale und viele viele weitere Werkzeuge und Geräte. Das war dann auch einer der Grundstöcke für den Schritt in die Selbständigkeit zwei Jahre später.  1979 kam es dann sogar noch besser. Als Gesamtsieger im YAMAHA-XS400-Cup gab es erst einmal 3000DM Preisgeld. Die Bilanz nach 2 Jahren YAMAHA-Cup: 18 Rennen, nur ein Sieg, 18x im Ziel, 18x in den Punkterängen. Wohl um die 10.000 Gesamtpreisgeld. Insgesamt 8 nagelneue Lederkombis – maßgeschneidert. Und als Gesamtsieger gab es noch obendrauf eine niegelnagelneue YAMAHA TZ-250 Rennmaschine um gemäß der Sportförderung des Nachwuchses durch YAMAHA dann in die Deutsche-Meisterschaftsserie in der 250-er Klasse, beherrscht durch YAMAHA TZ’s, einsteigen zu können. Und zu allem gab es dann noch die Einladung von Mitsui, dem deutschen YAMAHA-Importeur, in das MITSUI-Racing-Team aufgenommen zu werden. Ein Termin für die Vertragsausarbeitung und Klärung der Detailfragen wurde vereinbart. Doch zwei Wochen vor dem Termin bekam ich einen Anruf mit dem Inhalt: „Unser Etat  ist erschöpft – wir können Sie nicht in unser Team aufnehmen.“ Das war quasi das Ende vor dem Anfang. Zwei Tage später las ich in der Powerslide (später Motorsport aktuell – einer wöchentlichen Zeitschrift mit Insidernachrichten aus dem Motorsport und Berichten über den Motorsport) Martin Wimmer, YAMAHA –Cup-Sieger 1978 (der erste überhaupt) aus München und bereits im Team von Mitsui, erhält nicht nur eine neue 250-er YAMAHA TZ sondern für die 350-er Klasse auch noch eine 350-er TZ. Da war also der für mich angedachte Etat hingegangen. Ich war dennoch nicht traurig ganz nach meinem Lebensmotte „so wie es kommt so ist es recht“ oder mit den Worten von Dalai Lama: „Manchmal ist es gut wenn man etwas nicht bekommt“.  Ich stand ja schon kurz vor der Eröffnung meines eigenen Zweiradladens und wusste eh nicht wie ich diese Grätsche schaffen soll – Geschäftsneueröffnung und Mitsui-Werksfahrer.  Das Problem hatte sich von alleine gelöst bzw. Martin Wimmer sei Dank. Nun hatte ich eine TZ250 – nagelneu. Ein Jahr warten ist sie alt wenn auch noch nagelneu. Da ich jedoch so kalt von den Mitsui-Leuten am Telefon abserviert wurde musste ich nun auch keine Skrupel mehr haben, die zur Nachwuchsförderung gedachte TZ-Rennmaschine einfach zu Geld zu machen, also zu verkaufen, um das für die Geschäftseröffnung benötigte Geld hier zu investieren. Heute, 40 Jahre später, darf ich feststellen dass ich auch hier die richtige Entscheidung getroffen hatte. Dazu muss man aber auch noch wissen daß ich mich eigentlich nur deshalb selbständig gemacht habe um mein eigenes Geld für die Rennerei verdienen zu können da ich nicht das Zeugs hatte  als Bettler auf Sponsurensuche gehen zu können. Und ich wollte in jeder Sekunde des Kampfes auf der Strecke nur mir selbst gegenüber verantwortlich sein. Hätte ich einen Sponsor gehabt – ich hätte mich alleine schon aus lauter Dankbarkeit und daraus resultierend verpflichtet gesehen mich  um Kopf und Kragen zu fahren. So kann ich auf etwa 10 Jahre schönsten Rennsport zurückblicken ohne einen einzigen Knochen gebrochen zu haben und habe auch keine andere große Verletzung davongetragen.  Ja, man kann mir vorwerfen ich war ein Feigling. Habe lieber mit einem 2. Platz Vorlieb genommen als alles auf eine Karte gesetzt zu haben um zu gewinnen. Habe mich zurückgenommen wenn es zu heiß wurde.  Habe Punkt für Punkt und Erfahrung für Erfahrung gesammelt. Habe das Leben im und auch etwas außerhalb des Grenzbereichs kennenlernen dürfen.  Einmal jedoch konnte ich wenigstens mir und anderen beweisen was fahrerisch  in mir steckt wenn ich keine größere Rücksicht auf mich nehmen muss, wenn es nichts mehr zu verlieren gibt. In Hockenheim war‘s. Auf dem kleinen Kurs, ich glaube Aug. 1979. Den Zündungsschalter hatte ich rechts unten am Motor angebaut, da wo normalerweise (für die Rennerei demontiert) der Kickstarterhebel sitzt. Ich stand wie immer in der 1. Startreihe – ganz rechts. Normalerweise war ich auch immer 1. In der 1. Kurve. Ich brauchte einen Schritt weniger für den Schiebestarte als die anderen – dafür hatte ich dann nach dem Rennen immer große Schmerzen auf den rechten Rippen weil  ich für das notwendige Gewicht, damit bei der niedrigen Schiebegeschwindigkeit das Hinterrad nicht blockiert, den ganzen Oberkörper mit großer Wucht auf den Tank schmeißen musste. Aber bei diesem Rennen sprang das Motorrad nicht an. Nach mehreren Metern schieben angehalten und den Zündungsschalter eine Stellung weitergedreht. Wieder nichts. Nochmal angehalten, Zündungsschalter auf ganz Aus und nochmal in die 1. Stellung für Zündung geschaltet. Jetzt, beim 3. Versuch ist der Motor angesprungen. Doch das hatte satte 30 Sekunden und unheimlich viel Kraft gekostet. Es hatte dann 3 Runden gedauert bis ich den Letzten des Pulks eingeholt hatte. Und nun habe ich festgestellt dass es sehr gefährlich sein kann mit hoher Geschwindigkeit an langsameren Fahrern in der Kurve vorbeizufahren. Der langsamere Fahrer  kann eine Korrektur seines Kurvenradius machen – ich, der ich  im Grenzbereich daherkomme, kann dies nicht. Also darauf verlassen, dass der langsamere Fahrer seine Linie beibehält kann in einer Katastrophe enden. Dieses Risiko einzugehen war ich nicht bereit. Also Geschwindigkeit runter, sicher überholen oder warten bis zur nächsten Kurve und ungefährlich auf der Bremse überholen. Da zeigten sich dann Welten Unterschiede. So hatte es mir viel Zeit gekostet sicher durch die im Feld hinten fahrenden Teilnehmer durchzukommen. Im Mittelfeld angekommen ging es dann jedoch Schlag auf Schlag. Ich fuhr am absoluten Limit. Das durfte ich nun - hatte ich doch nichts zu verlieren. Nicht alles riskieren – aussichtslos noch Punkte zu sammeln. Und solange sich die Räder drehen wird gefahren was das Zeugs hergibt. Leider fand das Rennen, bedingt durch die an diesem Tag häufigen schweren Unfälle, für die die Rennen unterbrochen werden mussten, erst nach 18Uhr statt. Und gemäß der Bestimmungen darf in Hockenheim eigentlich nach 18Uhr kein Rennen mehr stattfinden. Somit einigte man sich das Rennen unter verkürzten Bedingungen, nur 15 statt 20 Runden, doch zu starten. Nach 15 Runden wurde ich, die Spitze nun schon in Sichtweit, als  9. abgewunken. Dafür gab es noch 2 Punkte. Ich hatte, trotz der Handycaps mit den Fahrern im hinteren Feld,  15 Sekunden zur Spitze aufgeholt – also eine Sekunde pro Runde aufgeholt bzw. schneller als die Spitze gefahren.  Das war also die Reserve mit der ich immer unterwegs war und die ich nicht benutzte der Sicherheit wegen. Eine Vizemeisterschaft und ein Gesamtsieg mit großem Vorsprung war also das Ergebnis nach 2 Jahren und 18 Rennen  im YAMAHA-XS400-Cup.

Nun zurück zu meiner Flagge: Wenn Sie die vorstehende Geschichte, besonders im Hinblick auf die unterschiedlichen Farben der Lederkombis der drei im YAMAHA-Cup jeweils Führenden gelesen haben können Sie sich leicht vorstellen wie wichtig für mich der Erfolg im  YAMAHA-XS-400-Cup auch war. Was liegt da also näher als diese Farben der Fahne der Bundesrepublik Deutschland zu verwenden und in der Reihenfolge der von YAMAHA festgelegten Regeln für den 1.- bis 3.-Platzierten der Gesamtwertung zu verwenden.  Auch bei allen Olympischen Spielen steht Gold immer oben wo es hingehört.  Und so ist es nun auch bei meiner eigenen Flagge – der Flagge des Reinhard Scheuerlein.

Die Bundesrepublik Deutschland ist gerade dabei ihre Flagge und die Flagge der EU schützen zu lassen. Wozu soll das dienen? Wollen Sie damit Flaggen, wie meine verbieten weil sie glauben das wäre eine missbräuchliche Verwendung des Symbols (Fahne) der Bundesrepublik. Wenn Sie sich damit mal nicht irren. Oder sollen gar die Farben schwarz und rot und gold (gelb) verboten werden? Dann haben Sie aber ein Problem mit Belgien. Schon ganz schön irre was da manchmal so vor sich geht in unserem Lande. Normaler Menschenverstand ist wohl sehr hinderlich wenn man eine Karriere als Politiker in den Machtparteien oder bei den Grünen anstrebt.